Fallbeispiel

Fallbeispiel: Frau H., rechtshirniger Apoplex, mit Hemiparese links, sensomotorisch-perzeptive Behandlung

Diagnosestellung

Frau H., 61 Jahre, hat bis zu dem Ereignis den gemeinsamen Haushalt für sich und ihren Ehemann geführt und gerne gekocht.

Störung der Körperfunktion und Aktivitäten

Jetzt kann Frau H. nur mit Mühe laufen mit großer Konzentration Alltagsgegenstände greifen,

aber nicht manipulieren oder transportieren, und es bringt sie zum Verzweifeln, dass ihr Vieles wieder aus der Hand fällt, (Hypästhesie). In der Schulter hat sie Schmerzen.

Ressourcen

Sie ist ungeheuer engagiert

sich zu verbessern.

Ergotherapeutische Befunderhebung und Zielsetzung

In einem halb strukturierten Interview, (COPM) werden gemeinsam mit Frau H. realistisch erreichbare Tätigkeiten identifiziert und in eine zeitliche Reihenfolge gebracht. Erstes Ziel ist den Mittagstisch zu decken. Dazu müssen Teller aus dem Schrank genommen und zum Tisch transportiert werden.

Umwelt

Das Bewegungsausmaß in der Schulter reicht nicht aus, um den Arm so hoch zu heben, dass die Teller aus der oberen Borte im Schrank genommen werden können. Daher wird umgeräumt: die häufig von ihr benutzten Gegenstände bekommen ihren Platz nun eine Etage tiefer.

Durchführung der Ergotherapie

Sie lernt relativ schnell im Stehen die Teller zu greifen und aus dem Schrank zu holen. Bewegt sie sich aber durch den Raum erhöht sich der Flexorentonus in der Hand stark und sie kann die Teller nicht mehr halten.
Um den Tonus während des Gehens zwischen Schrank und Tisch zu normalisieren werden Elemente aus der Bobaththerapie angewendet. Um das Halten der Teller zu verbessern werden verschiedene Techniken mit dem Fokus distaler Tonusregulation angewendet. Z. B. visuelle Wahrnehmung zur Kontrolle des Tonus in den Extremitäten und mentale Bewegungsvorstellung einzusetzen.
Schließlich ist es soweit und sie kann die geübte Tätigkeit täglich im Haushalt durchführen. Frau H. ist froh und stolz auf sich, dass sie einen so sichtbaren Fortschritt erzielt hat. Durch den täglichen Einsatz des linken Armes im Alltag verbessert sich die Geschicklichkeit noch weiter und die Bewegungen werden automatisiert.
Bis hierher wurden 40 Einheiten Ergotherapie benötigt.
Nun wird eine zwölfwöchige Pause eingeleitet in der Frau H. das Erlernte selbstständig zu Hause umsetzt.
Ausblick
Nach der Pause werden das Erreichte überprüft und neue Ziele festgelegt, Frau H. Weiß jetzt schon, dass sie gerne wieder frisches Gemüse zubereiten möchte.

Weitere Therapien

Außer der Ergotherapie erhält Frau H. Physiotherapie, um den Tonusausgleich zwischen spastischer und normotoner Muskulatur herzustellen, das Bewegungsausmaß der Sehnen und Gelenkkapseln zu erhalten und die Schmerzen in der Schulter zu senken.